Veröffentlicht: 19.04.2024
„Wieviel verdient man eigentlich als Autor?“ oder „Welches von Ihren Büchern ist eigentlich Ihr Lieblingsbuch?“ waren nur zwei Fragen, denen sich der prämierte Kinderbuchautor Rüdiger Bertram (56) im Rahmen seiner Lesung an der Gesamtschule Brüggen stellen musste.
Im Rahmen ihres Konzepts zur Leseförderung hatte die Schule einen echten Schriftsteller für eine Lesung mit Fragerunde eingeladen. Die zuständige Koordinatorin Frau Nowitzki begrüßte daher in der Mensa des Standorts Bracht nicht nur den illustren Gast, sondern auch noch über 100 Schülerinnen und Schüler des fünften Jahrgangs sowie Günter Doetsch und seine Mitarbeiterin von der Buchhandlung am Kloster in Brüggen. An deren Büchertisch konnten die jungen Fans nach der Lesung nämlich nicht nur Bücher der „Plötzlich“-Reihe kaufen, sondern sich diese auch noch vom Autor höchstpersönlich individuell signieren lassen. Davor war jedoch Zuhören angesagt:
Sehr lebhaft interpretierte Rüdiger Bertram drei Passagen aus seinem Werk, das genau auf die Zielgruppe im Publikum zugeschnitten war. Unterstützt von Zeichnungen seines Illustrators Heribert Schulmeyer las der prämierte Autor vor und erzählte zwischendurch immer wieder, was dem Protagonisten Leo und seinen Freunden im Verlaufe der Handlung im Paralleluniversum hinter den Türen passierte. Leo hat nämlich die Gabe, einfach durch das Öffnen von Türen immer wieder in einer anderen Welt aufzutauchen, eine neue Persönlichkeit anzunehmen und dadurch immer wieder in die absurdesten Situationen zu geraten – in diesem Fall wird er plötzlich zu einem Internet-Star mit jeder Menge Followern.
Dieser „schriftstellerische Trick mit dem Portal“, wie Bertram es nennt, ermöglicht es dem Autor sehr elegant, sich fantastische Abenteuer in Parallelwelten auszumalen. „Und das einfachste Portal ist nun einmal eine ganz normale Tür“, erklärte er den gespannten Zuhörerinnen und Zuhörern. „Aber läuft die Zeit dann weiter in der normalen Welt?“ wollte einer der jungen Gäste wissen. „Für Leos Freunde in der richtigen Welt vergeht nur der Bruchteil einer Sekunde. Das ist aber auch nur ein Trick, damit man keine Logik-Fehler macht“, beschrieb der Schriftsteller seine Arbeitsweise.
Der gut besuchte Büchertisch und die zahlreichen Autogramme nach der Lesung zeigten, dass es Bertram hervorragend gelungen war, sein junges Publikum zu begeistern. Und so schien sich zu bewahrheiten, was er auf die erste Frage nach dem Verdienst antwortete: Einigen Autoren ist es in der Tat möglich, vom Schriftstellerdasein leben zu können. Die Antwort auf die Frage nach dem Lieblingsbuch aber konnte und wollte er nicht beantworten: „Das ist so, als wenn ihr einen Vater fragt, welches seiner fünf Kinder er am liebsten hat. Darauf werdet ihr auch keine Antwort bekommen!“ So bleibt es den jungen Leserinnen und Lesern überlassen, selbst herauszufinden, welches der über 60 Werke des Autors denn das ganz persönliche Lieblingsbuch werden könnte.
Für die Gesamtschule Brüggen war diese Premiere einer Autorenlesung ein toller Erfolg, der sicherlich in den nächsten Jahren eine Fortsetzung finden wird.
H. Glade